Am Computer zum Fischereischein – Die neue staatliche Fischerprüfung in Bayern
von Dr. Erik Bohl
Bereits
seit einigen Jahren läuft die Umstellung der bisherigen schriftlichen
Fischerprüfung auf eine Prüfung im online-Verfahren. Derzeit sind noch
beide Prüfungsarten möglich, man muss sich jedoch bereits bei der
Anmeldung für eine der beiden entscheiden, ein nachträglicher Wechsel
ist nicht möglich. Ab 2015 soll es dann nur noch die online-Prüfung
geben.
Die schriftliche Fischerprüfung gibt es seit 1971 einmal
jährlich jeweils im März, seit einigen Jahren besteht zusätzlich die
Möglichkeit einer ebenfalls schriftlichen Nachholprüfung jeweils im Juni
für diejenigen Kandidaten, die an der Hauptprüfung verhindert oder
durchgefallen waren. Das Ergebnis wird nach einigen Wochen schriftlich
mitgeteilt.
Das neue online-Verfahren kennt dagegen keine festen
Termine mehr, die Prüfung kann theoretisch das ganze Jahr über in den
dafür anerkannten Prüfungslokalen am Computer abgelegt und bei
Nicht-Bestehen beliebig wiederholt werden. Der Prüfling erfährt sofort
nach Beendigung der Prüfung sein Ergebnis.
Gleich geblieben sind der
Umfang und der Inhalt der Fischerprüfung sowie die Anforderungen zum
Bestehen. Auch die Prüfungsgebühr ist bei € 30.- geblieben. Die
Prüfungsfragen werden im multiple-choice-Verfahren gestellt, zu jeder
Frage ist nur eine der drei angebotenen Antworten richtig. Von insgesamt
60 Fragen müssen mindestens 45 richtig beantwortet werden, allerdings
darf aus keinem der 5 Teilgebiete von jeweils 12 Fragen mehr als die
Hälfte der Antworten falsch sein.
Die Anmeldung zur Prüfung – schriftlich oder online - erfolgt gleichermaßen über das Internet (www.lfl.bayern.de/ifi/fischerpruefung).
Voraussetzung
für die Zulassung zu beiden Prüfungsarten ist die Teilnahme an einem
anerkannten Vorbereitungskurs. Für die online-Prüfung muss der Kurs noch
zusätzlich extra zertifiziert sein. Anerkannte Kurse findet man
ebenfalls im Internet. Nach Teilnahme von mindestens 30 Stunden am
Vorbereitungskurs kann man mit der Bescheinigung des Kursleiters zur
schriftlichen Prüfung gehen. Für die online-Prüfung beantragt der
Kursleiter für die Teilnehmer nach Erfüllung der Mindeststunden einen
Prüfungstermin und ein Prüfungslokal.
Vorteile bringt das neue
Prüfungsverfahren eigentlich nur für diejenigen, die mit dem Umgang mit
Computern vertraut sind und Wert darauf legen, das ganze Jahr über einen
Prüfungstermin wahrnehmen zu können und sofort das Ergebnis zu
erfahren.
Wer am Computer weniger fit ist, für den wird dagegen der
Prüfungsstress an einem fremden Computer sicher größer sein. Da man die
Anzahl der in der jeweiligen Region und zum jeweiligen Termin zur
Prüfung anstehenden Kandidaten schlecht absehen kann, muss u. U. ein
weiter entfernt gelegener Prüfungsort in Kauf genommen werden, zumal
auch bislang beileibe nicht in jeder Region genug anerkannte
Prüfungslokale zur Verfügung stehen.
Die Tendenz des Kursangebotes
wird mit diesem System zu mehreren intensiven Crash-Kursen im Jahr mit
jeweils kurz darauf anschließendem Prüfungstermin führen. Das werden die
meisten Vereine mit ehrenamtlichen Schulern nicht mehr leisten können,
so dass sich das Kursangebot zunehmend auf die inhaltlichen
Minimalanforderungen reduzieren, kommerziell orientieren und auf
professionelle Anbieter konzentrieren wird. Ob damit das bisherige gute
Ausbildungsniveau der Fischer zu halten ist, scheint zweifelhaft.
Der
Kreisfischereiverein Schongau e. V. führt nun schon seit 51 Jahren
alljährlich einen Vorbereitungskurs zur staatlichen Fischerprüfung
durch. Natürlich ist der Kurs auch für die neue online-Prüfung
anerkannt, so dass er für beide Prüfungsarten geeignet ist.
Dr. Erik Bohl